Nun ist es soweit. Das dümmste Fest des Jahres nähert sich unweigerlich seinem Höhepunkt. Und wenn ich vom dümmsten Fest rede, dann beinhaltet das ebenso die ganzen religiösen Feiern, die ich so kenne. Die beschränken sich, zumindest vordergründig, auf das Gedenken an irgendwelche dubiosen Vorgänge aus dem semitischen Raum.
Sylvester aber, der alte Heide unter den großen Feiern, versammelt Jahr auf Jahr die wildesten Hysteriker unter den Menschen zum aberwitzigsten Versprechen, das die Menschheit kennt, das der Besserung. All der ganze Ramsch und Schmonzes des alten Jahres wird auf magische Weise in sich zusammenfallen, besser noch: einfach inexistent sein und wilder Hoffnung auf Prosperität Platz machen. Nie wieder Krieg, nie wieder Nachbarn, nie wieder Finanzkrise. Und das von einer Sekunde auf die andere.
Um dem ganzen Gewünsch Nachdruck zu verleihen wird kräftiger Feuerzauber veranstaltet. Das soll die alten Geister in die Schranken weisen und den Boden für Neues bereiten. Dabei könnten ebenso gut Pest und Plagen an der nächsten Ecke lauern.
Und wenn sich dann um fünf Uhr morgens abzeichnet, daß etwas nicht anfängt, was auch nie aufgehört hat, werfen sich die ersten Trunkenbolde in die Arme Gleichgesinnter, busserln bemüht aneinander herum und lassen sich am nächsten Morgen von der Ernüchterung beschleichen, daß die fuseldünstige Person nebenan wohl doch nicht die erhoffte Liebe des Lebens ist.
Unnötig zu erwähnen, daß ich das anprangere und mich entschlossen habe, den Abend in misanthropischem Gleichmut zu verbringen, höchstens unterbrochen von der kurzen Erinnerung an den gestrigen Abend in der Kneipe des „Intimes“-Kino, an die zierliche Barfrau mit den großen Augen und den Grübchen, deren Lächeln sich nach kurzem Blickkontakt nachhallend ihren betriebsamen Händen zuwandte. Und nie, nicht bei der kleinsten Aufmerksamkeit vergaß sie es.
Ach könnte die Welt doch nur ständig so helle sein wie das Lächeln dieser schönen Frau! Naja, vielleicht nächstes Jahr.
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