Freitag, 5. Dezember 2008

Ist doch nur Kintopp

Ich erhielt die Tage ein Schreiben von der Amerikanischen Gedenkbibliothek, welche ein Teil der öffentlichen Leihbücherei ist, daß die von mir vorbestellte DVD „7 Jahre Pech, 7 Jahre Glück“ von einem gewissen Marischka für mich zur Abholung gegen die Gebühr von einem €uro bereit läge. Da ich mich nicht erinnern konnte, je so eine Transaktion getätigt zu haben, rufe ich die auf der Benachrichtigung angegeben Nummer an und trage meine Bedenken vor:

„Hören Sie, ich weiß gar nicht, was das für‘n Film ist. Ich habe das nicht bestellt, nie und nimmer.“

„Müssen Sie“, kommt es trocken von einem kessen Frauenzimmer zurück.

„W..., w…, wie…, wieso?“ stammele ich unbeholfen.

„Weil nur Sie solch eine Vorbestellung mit Ihrer 14-stelligen Kundennummer in Verbindung mit Ihrem 8-stelligen Zugangscode vornehmen können.“, kommt es prompt aus dem Hörer. Die Stimme endet abrupt wie der gestoppte Motor eines Rennwagens. In die Stille hinein versuche ich mich zu wehren:

„Aber wenn nun ein Zahlendreher…“, sage ich und werde sofort über die Kläglichkeit meines Versuchs in Kenntnis gesetzt:

„Unmöglich. Bedenken Sie doch mal diesen Zufall. Fragen Sie doch mal in Ihrem Wohnumfeld nach. War’s das?“

Ich bejahe, bitte Sie nur noch, meine Bestellung zu löschen, weil ich nicht scharf auf Marischkas Filme bin. Der Bitte wird statt gegeben, den €uro müsse ich aber zahlen. So weit so gut.

Gestern dann, war ich mit Axel im Kino, ein hübscher kleiner Saal mit Liegesitzen in Neukölln. Ridley Scotts „Der Mann, der niemals lebte“ wurde gezeigt, ein toller Reißer, der die Methodik des CIA in seiner ganzen Borniertheit recht hübsch vorführt. Daß sich zu etwa 60% munter scherzende Paare diesen teilweise sehr harten Streifen ansahen legt mir die Vermutung nahe, daß das Berliner Publikum über gutes Abstraktionsvermögen verfügt. Ein äußerst sympathischer Zug.

Der Film hatte allerdings eine Szene, die mich schaudern ließ. Es gab da nämlich einen Mann, ein Jordanier, Architekt, rechtschaffen und gemäßigt religiös engagiert - im Allgemeinen also unschuldig, der, ohne es selbst zu wissen, vom oben genannten Geheimdienst als Gegenspieler zum Oberislamisten aufgebaut wurde, um den dann aus der Reserve zu locken und zu schnappen. Dafür wurden ihm in Abwesenheit und Unkenntnis falsche Daten auf seinen Laptop gespielt und in seinem Namen ein Attentat verübt. All das rief dann wirklich den Hassprediger auf den Plan, der diesen armen Mann kennenlernen wollte und ihn entführte, was die amerikanischen Gesellen nicht verhindern konnten und somit auch der Zugriff nicht stattfand. Der gute Baumeister wußte natürlich nicht, wie ihm geschah und landete letztendlich auf einer Müllkippe.

Ich bin jetzt nicht wirklich der Meinung, der CIA hätte was mit meiner vermeintlichen Bestellung in der ‚Amerikanischen Gedenkbibliothek‘ zu tun. Was hat dieser Verein lichtscheuer Menschen auch mit einem Marischka-Film zu schaffen? Andererseits könnte das auch so eine Art Test sein, wie weit sie mit mir gehen können. Nähmen wir doch mal an, ich würde endlich ein seit April 1993 ausstehendes Parkticket aus Austin, Texas bezahlen, dann zeigte ich doch ziemlich eindeutig meine Bereitschaft, mich höhergradig manipulieren zu lassen. Ich bleibe besser erstmal standhaft und wachsam.

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