Nun bin ich eben in der Provinz. Das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, habe ich gedacht, kann so schlecht nicht sein. Uta bat mich vor einiger Zeit, auf ihren Hund aufzupassen, während sie mit ihrem Bruder Dubai und Umgebung unsicher macht, Piraten interviewen und so. Gar kein Problem sei das, wie ich versicherte, schließlich kenne und mag ich Uta und auch Leo, den hünenhaften Schäferhundmischling. Er ist eigentlich nur zum spazieren gehen zu gebrauchen, aber einfach der liebste Hund der Welt.
Eine Woche ist ausgemacht, easy peasy wie der Brite sagt, habe ich mir das gedacht, schließlich kenne ich hier eine Menge guter Menschen, die mich mögen und auch einen netten Hund zu schätzen wissen. Tun sie auch, keine Frage. Es sind eben gute Menschen, wie ich eingangs bereits erwähnte. Ich allerdings, habe meine eigene Gewöhnung an den Tand und Flitter der weiten Welt unterschätzt. Die herrliche Anonymität der Großstadt, die mir immerzu den Rückzug vor jedweder sozialer Kontrolle gestattet, gebe ich für eine ganze Woche 'Baden in Heimat' her. Die Zeit mit meinen Freunden finde ich toll, doch geht das ebenso mit einer fiesen Lähmung des Kreativitätsschwalls einher. Seit meiner Ankunft vorgestern fühle ich mich in einer von allen Seiten lullenden Komfortblase angetackert. Vielleicht merkt das ja grad einer.
Der einzige Aufreger bisher war mein Bilderkauf bei Anja Mauruschat (http://www.mauruschat.eu/) vor vier Stunden. Wir redeten über was auch immer, sie zeigte mir das Werk ihrer letzten Nacht, ich fragte nach dem Wert im Plauderton, fümunsibzich sagte sie, mit achzich war ich auch zufrieden und mir gefällt es. Fünf Minuten später schon reute mich die Tat, da ich doch als Hartzer kaum Geld habe. Zehn Minuten drauf fiel mir dann noch ein, wie schön es ist und was eine Gelegenheit ist, sah ich mich schon mit neuen Russen in Berlin darüber verhandeln. Und wenn nicht, dann schmückt das monumentale Werk meine winzige Wohnung.
Jetzt bin ich wieder in meinem Gasthaus, Leo brummt auf seiner Decke und mangels Abendunterhaltung (Uta hat nichtmal einen Fernseher) bin ich leidlich kreativ und trinke Schnaps. Und höre ich Tangos von Osvaldo Pugliese, der mich in eine Stimmung versetzt wie seinerzeit in BA, nur daß ich ganz genau weiß, daß ich morgen nicht bei 29° vom dröhnenden 17er Bus geweckt werde. Jeh, wo soll das noch enden, wenn mich itzo schon der Moralneger am Schlaffitt hat.
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