Montag, 2. November 2009

Ich hatt' einen Kameraden

Heute ist so ein Tag, an dem man die ganze Zeit aus der wohlbeheizten Bude in den Dauerregen schauen möchte und nichts anderes. Da ich also keine Wahl habe, füge ich mich und mache von dem einen, verfügbaren Angebot üppig Gebrauch.

Nach mehreren langen Stunden depressiven Starrens – ich habe schon mehrere Sinnkrisen ignoriert und auch den Fenstersturz verschoben – da höre ich Musik. Marschmusik. Von einer Art Spielmannszug um genau zu sein. Noch sehe ich nichts, höre nur. Doch es kommt näher, wird immer lauter, die zahlreichen Fanfaren scheppern, Trommeln rasseln im Stechschrittakt, dann biegt die Schose ums Eck und entpuppt sich als Martinszug. Kleine Kinder folgen mit ihren Eltern wie hypnotisiert dem Krawall.

Und auch ich muß mir eingestehen, daß diese, nun ja, Musik eine entlethargisierende Wirkung auf mich hat. Mein Körper strafft sich, ich merke deutlich wie ein Lächeln mir übers Antlitz huscht. Von einem Moment auf den anderen begreife ich, wozu bei früheren Schlachten (tolles Wort!) so ein Heeresmusikkorps den Kämpfenden zur Seite gestanden hat. Das ist ja sowas von aufmunternd, da macht das Schießen und das Bajonettieren von weichen Leibern richtig Spaß.

Aber was man hic et nunc mit den Kinderchen und ihren Lampionen vorhat? Muß ich mir Sorgen machen? Besser nicht gleich wieder drauflos grübeln und die schöne Stimmung kaputt gemacht.