Freitag, 23. Januar 2009

Neues von Graf Rotz

Ich komme just dem Museum für Fotografie/Helmut Newton Stiftung zurück. Newton ist für mich ein ganz großer Fotograf und der Inbegriff des Berliner Jungen. Das sieht man seinen Fotos an. Sie sind nicht zuletzt Haltung. So wie der geknipst hat, möchte ich schreiben.

Für den Rückweg vom Bahnhof Zoo zum Alex nehme ich den Touristenbus 100. Als Roland anruft und mich zum Essen nach Haus einlädt, nehme ich die Gelegenheit war, dem versammelten Oberdeck eine original Berliner Handyunterhaltung hinzulegen. Wenn ich schon umsonst ins Museum darf, muß ich schließlich auch was bieten. Wie wir also so telefonieren und ich irgendwann hinaus tröte, daß ich noch Feldsalat hätte, den ich mitbringen könne, Rolands Gegenfrage, ob er wegmüsse mit „der ist von gestern, so ein, zwei Tage kann der noch“ beantworte, stimmt mir ein jovialer Herr mit väterlichem Kopfnicken zu. Andere drehen sich amüsiert um, einige gar interessiert. Und natürlich lasse ich mich nicht lumpen, frage nach den Gerichten und wiederhole sie laut. Um die Sache authentischer zu machen, flechte ich leichte Anwandlungen des heimischen Idioms ein.

Bei dem Wort „Nieren“ dreht sich eine Dame mit bewundernd hochgezogener Braue um, als wolle sie sagen: „Respekt!“. Mein Rotweinvorschlag wird aber von dem jovialen Herrn mit leichter Miesepetrigkeit bedacht. Dabei bewegt er seine Hand wie Luca Toni beim Torjubel, nur waagerecht. Auch andere schütteln gemäßigt die Köpfe. Hastig verbessere ich auf Riesling oder Gutedel, und schon erhellen sich die Minen wieder. Ich beende das Gespräch an der Endhaltestelle mit den Worten: „Na dann bring ick ma’n Fläschken mit.“ Das bringt mir noch die Bemerkung ein, daß es ruhig eine ganze Flasche sein könne. Es wird gelacht, das Oberdeck fühlt sich offensichtlich gut unterhalten, sie haben alle was zu erzählen und ich die Gewißheit, mir meinen Berlin-Pass aufs Neue verdient zu haben.

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