Sonntag, 26. April 2009

Ach Tennessee!

Heute morgen bin ich schon frueh wach. Sechs Uhr und kein Schlaf merh zu finden. Ich mache das vermeintlich Beste daraus und beschliesse zu den nahe gelegenen Smoky Mountains zu fahren, ein auf der Grenze zu Tennessee gelegener Nationalpark. Ich freue mich ueber die fruehe Morgenstunde, denke ich doch so, einem schoenen Samstagnachmittagsrun auf die Naturschoenheiten zu entgehen. Schon auf dem Weg dahin komme ich an zahlreichen Motels vorbei, die offensichtlich mit 100en, gar 1000en Moppedfahrern gesegnet sind.

Schon bald passiere ich eine Cherokee Indian Reservation. Falls, und nur falls, ich gadacht haben sollte, dass hier irgendwas Spirituelles abgehen sollte, sehe ich mich getaeuscht. Allerhoechstens ziehen die hier anwesenden Indsmen mit Hilfe zahlloser Giftshops und Campgrounds ihren finanziellen Vorteil aus den kruden emotionalen Erwartungen ihrer einstmals ausbeuterischen Mitbuerger. Am Ende sind auch sie zu guten und wahren Amerikanern geworden.

Der Vorteil von National Parks, die es hier gepriesenerweise in haeufiger Zahl gibt, liegt darin, dass niemand darin wohnt und sie auch sonstwie nicht verschandelt werden duerfen. Wahrscheinlich reicht das schon aus, damit jeder diese guten Einrichtungen per se als etwas Aussergewoehnliches anpreist. Mir gefallen die Smokies auch, besonders am fruehen Vormittag, wenn noch nicht so viele Leute unterwegs sind. Hochdramatisch, wie viele hier behaupten, sind sie aber nicht, eher lieblich und noch etwas unbelaubt.


Aus etwa 2000 Metern Hoehe: The Smokies

Getruebt wird mein nettes Erleben allerding von den bereits erwaehnten Harleyfahrern, die sich gegen Mittag dann doch zahlreich auf den Strassen einfinden. Bald schon bilden sich auf Aussichtsstationen dicke Cluster dieser Moppeds und ihrer Eigner. Ich war ja noch nie Fan dieser Karren, fuer mich sind sie eher das ultimative amerikanische Mopped: Fett, laut und lahm, also komplett passend fuer ihre Fahrer. Da es obendrein auch das einzige amerikanische Motorrad ist, muss ich bei den Zusammenkuenften ihrer Fahrer immer an Trabanttreffen denken, so komisch das auch klingen mag.


Liebliches Tennessee

Zwischendurch halte ich immer wieder an, wandere mal hier, mal dort entlang, befahre noch den hoechsten Punkt Tennessees und mache mich am fruehen Nachmittag schon wieder auf die Rueckreise in mein liebes kleines Hostel. Als ich schon wieder auf der Interstate 40 bin und die Reise bei konstanten, cruise-controlleten 65 Meilen doch sehr kontemplativ wird, kommt es mir durchaus in den Sinn, das mich an diesem Land nichts mehr wirklich reizt. Ich denke fuer kurz, dass die Great Plains noch mal was sein koennten, habe dabei die Bilder aus Hitchcocks „North by Northwest“ im Kopf, wo Cary Grant von einem Flugzeug gejagt wird, wobei mir bewusst wird, dass das vermutlich gar nicht die Great Plains sind und beschliesse den Gedanken, dass ich mir besser den Film nochmal angucke.

Ich habe einfach nicht das Gefuehl, ich haette hier irgendwas verloren oder zu erkunden, dass es hier irgendwas gaebe, dass der ganzen Aufregung um dieses Land Wert waere. Es scheint mir einfach nur ein bisschen groeser zu sein als andere und um einige Naturwunder reicher. Meine Hostelgastgeber sind ganz wunderbare Menschen, Justin ist einfach der netteste Mensch der Welt, Miss Schubert ist grosse Klasse und so viele Andere haben richtig was drauf, und nichts kann das schmaelern. Dennoch ist eine Reise nach Frankreich aufregender.

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