Mittwoch, 29. April 2009

Basking Ridge, NJ

Noch ein paar Stunden bis Flug. Geduscht, rasiert und frisch gemacht erwarte ich bereits Auseinadersetzungen mit dumpfen Sicherheitsjohnnys ueber die moegliche Konsistenz von Zahnpasta, befuerchte sogar die Beschlagnahme meines Koffers, weil da Schnaps drin ist und all das ganze Gedoens. Wahrscheinlich werde ich das Land mit aehnlich gemischten Betrachtungen verlassen, wie ich hergekommen bin.

Nach dem letzten Eintrag wurde ich ueber meine Interpretationen doch ehrlich ein ganz klein bisserl Luegen gestraft. Noch waehrend ich schrieb, kamen einige junge Amerikaner neu im Hostel an. Ich musste sie rumfuehren, hatte ich doch kurzfristig von Justin die Aufgabe des Managers uebertragen bekommen, weil er in ein Konzert wollte. Gut, ich hatte eh nix zum Tun, da habe ich die Leute eben empfangen und mich anschliessend noch mit ihnen unterhalten. Es waren allesamt Studenten, gut ausgebildet, lustig und vor allem weltoffen und interessiert. Ploetzlich machte es mir richtig Spass, in Amerika zu sein und auch meine "Gaeste" schienen das so zu sehen. Der Abend war richtiggehend munter und nebenbei konnte ich bemerken, dass Amerikaner noch immer einen Tacken laessiger sein koennen.

Parks und...

Trotz aller spaeten Plauderei beginnt der naechste Tag frueh, denn das Projekt heisst 'Blue Ridge Parkway', eine etwa 400 Meilen lange, 2-spurige Landstrasse, von angeblich grosser Schoenheit. Ein Attribut, was mir ja schon die 'Smokies' nicht gehalten haben. Ich bin daher skeptisch. Doch anfangs geht es gleich nett los. Ich habe tatsaechlich den Eindruck, durch eine gepflegte Parklandschaft zu fahren. Links und rechts die unterschiedlichsten Baeume und vor allem Rhododendren und gepflegte Rasenstuecke. In 2-3 Wochen, wenn es alles blueht, muss das hier wahnsinnig aussehen. Immer oefter oeffnet sich der Bewuchs fuer einen Aussichtspunkt, denn die Strasse geht auf einer Art Bergruecken laengs. Da der Himmel strahlen blau ist und kaum diesig, kann man meilenweit sehen. Es ist eine Pracht. Kaum ein Haus oder anderes zivilisatorisches Ding stoert das Idyll. Und so bleibt es die naechsten 250 Meilen. Es aendert sich rein gar nichts. Es ist alles immer nur schoen. Park, Strasse, Wiese, Aussicht, Wald. Irgendwann habe ich die Faxen dicke, mir mangelt es einfach an Abwechslung von dieser ganzen Lieblichkeit. Immer haeufiger brausen in mir Gefuehle der Langeweile und des Ekels herum. Staendig sage ich mir, dass dieses Mal echt das letzte Mal ist, weil mir schoene Landschaft nicht mehr reicht und mir dieses ewig lange rumfahren in immer derselben genug ist. Mittlerweile bin ich schon in Virginia und beschliesse hinunter ins Tal zu fahren, ab auf die Interstate 81, denn es ist noch ein gutes Stueck bis nach Winchster, in dessen Naehe das 'Bear's Den Hostel' liegt. Ich komme dort um 1/2 Acht an, nachdem ich nochmal 3 Stunden auf der Autobahn war und sich die gesamte Fahrzeit auf 11 Stunden belaeuft. Ich vibriere irgendwie.


...Aussicht galore

Die Leiter sind eine junge Kleinfamilie aus Rochester, NY und ich bin der einzige Gast. Freundlich werde ich begruesst und sie fuehren mich herum und erzaehlen von der Geschichte des Hauses, das einst einem reichen Hauptstaedter als Sommerresidenz diente und der es nach seinem Tod der 'Appalachian Trail Society' vermachte. Die kuemmern sich seitdem nicht nur um den gleichnamigen, 2800 Meilen langen Fernwanderweg, sondern auch um eben dieses Haus. Ich bin allerdings schon reichlich platt und schlafe nach einem Feierabendbier rasch ein.
Am naechsten Morgen fruehsteucke ich mit Josh, Jennifer und dem luetten Jacob und erfahre auch hier wieder den umfassenden Kommunikationswillen der Einheimischen, was es immer wieder einfach macht, auf Menschen zuzugehen und sei es nur auf einen Schwatz im Kaffeeladen oder so.


Die typische amerikanische Familie und ihre Behausung

Gegen 11 Uhr verabschiede ich mich, fahre an Washington und Baltimore vorbei, ueberquere den maechtigen Susquehanna River und bin am fruehen Nachmittag in Philadelphhia, PA bei Amy und Joseph, Freunden von Anita, die mich eine Nacht bei sich aufnehmen und mir Philly zeigen. Da Amy hier Fremdenfuehrerin ist bekomme ich eine solch geballte Ladung Information ab, dass ich am Abend denke, mehr ueber diese Stadt als ueber irgendeine andere in den USA zu wissen. Nebenbei ist sie auch noch sehr schoen anzusehen.

Philly bei Nacht

Ich will jetzt nicht mit trockenen Fakten ermueden, und ich habe sowieso schon fast alles wieder vergessen, ausser, dass fast 50% der Bewohner Farbige sind, die, wie mir scheint, deutlich haeufiger zum Grusse dem Fremden gegenueber geneigt sind. Leider bleibt mir trotz Nachfrage bei meiner Fuehrerin und ihres, proporzgerecht, dunkelhaeutigen Mannes, die Entstehungsgeschichte des beruehmten Phillysounds im Dunkeln. Egal. Jedenfalls habe ich mit Beiden eine Menge Spass, als wir am Abend auf dem Aussichstdeck ihres Hauses in South Philly bei Bier und Unterhaltung auf das praechtig illuminierte Staedtchen schauen. Nur Jospehs Besorgnis ("There are many stupid people in the US and I am afraid that they outnumber us by a couple of millions.") macht mich nachdenklich, den eigentlich habe ich so viele Trottel gar nicht gesehen. Aber das ist bestimmt der Ostkueste geschuldet und dass ich den 'Bible Belt' diesmal nicht ueberquert habe.

Nun sitze ich hier, tippe hastig den Rest meiner Reiseeindruecke und kann mir als Fazit, trotz aller guten Eindruecke nur ein 'muss ich nicht mehr hin' abringen. Klingt nicht nach ultimativer Begeisterung. Ist aber so.








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