Heute Morgen noch zwitschern die Meisen auf Frühling komm raus, vorwitzige Sperlinge streiten bereits um die besten Plätze für die anstehenden Kopulationsfeierlichkeiten, und ich freue mich auf den geplanten Ausflug mit Roland nach Groß Köris. Die Sonne scheint, wir wollen mal nach den Booten schauen. Mirko, der sächsische Caterermogul, ist mit von der Partie. Heißa, eine muntere Herrenrunde.
Marcus‘ Elch fährt uns wie gewohnt stracks ins Umland. Doch was ist das? Kaum 50 km weiter südlich fegt Kollege Wind grimmig ums Eck, und Meister Sonne hat plötzlich keine Lust mehr. Als ich dem Volvo entsteige, muß ich mich morgendlichen Optimismus‘ zeihen. Ich habe doch echt geglaubt, auf dicke Socken und wollene Wäsche verzichten zu können. Klassischer Trugschluß, der mir von meinen Mitreisenden unter schlimmen Klugscheissereien unter die frostige Nase gerieben wird. Na, tolle Wurst!
Und anstatt sich diese harten Männer nun an ihre Arbeit machen und mal eben ihre landgelagerten Boote und deren Planen nachsehen, schwatzen sie noch munter mit dem Verwalter Zilm über dieses und jenes, die alte „Liesel“, früher in der DDR, die Jagd als solche und im Speziellen und so weiter und so fort.
Roland und die alte "Liesel"
‚Das machen die doch extra‘, denke ich, lasse mir aber nix anmerken, versuche lieber mit zwo Papageien in einer Voliere, von Gevatter Zilm gezüchtet, eine Unterhaltung anzufangen. Die possierlichen Tierchen sind sehr zugänglich und beherrschen allerlei Klick- und Pfeiflaute. Dennoch frage ich mich, wie sie diese barbarische Kälte aushalten. Egal, sie tun’s halt.
Zwischenzeitlich verpisse ich mich ins Auto, da weht wenigstens kein Wind. Als die Buben endlich kommen, denke ich, daß es jetzt endlich heimwärts geht, aber weit gefehlt. Sie wollen noch zum See. Listig, wie ich nun mal bin, gehe ich mit. Ich rechne mir Chancen aus, sie dergestalt manipulieren zu können, daß sie ihren Ausflug abkürzen und wir endlich wieder verschwinden können. Doch diese Schurken sind aus hartem Holz. Sogar das Gegenteil tritt ein: Verschiedene Male wird auf exponierten Anlegern, im eisigen Luftstrom stehend, die malerische Schönheit des immer noch zugefrorenen Sees beschworen. Und jede meiner Äußerungen bringt mir lediglich Hohn und Spott ein. Nicht einmal mein unter Ostwind provozierten Tränen hervor gestottertes Bekenntnis, eine staatlich geprüfte Memme zu sein, erweicht die hartherzigen Halunken. Sie lachen mich gar noch aus.
Als wir nach etwa zwei Stunden wieder im Elch nach Berlin sitzen, geht es mir langsam wieder besser. Die Lebensgeister kehren wieder, auch wenn sich meine Füße immer noch anfühlen, als wäre ich ein Erpel auf eisigem Teich. Zu Hause dann drehe ich alle Heizkörper auf volle Lutsche. Am Morgen hatte ich noch gedacht, man könne sie peu á peu …ach je! Jetzt geh ich im Bette drinne rein und ruf den Pizzadienst an.
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